Die Tagung befasst sich mit den Herausforderungen für Gerichte, Staatsanwaltschaften und Polizei im Rahmen der Sexualstrafrechtsrevision. Um diesen Herausforderungen effizient begegnen zu können, werden sowohl juristische als auch psychologische Kenntnisse und methodische Grundlagen vermittelt.

Themen:

  • Einblick in die rechtlichen Neuerungen im Sexualstrafrecht mit Schwerpunkt auf Schockzustand und «nein ist nein».
  • «Nein ist nein»: Was ändert sich bei der Glaubhaftigkeitsanalyse in Aussagegegen-Aussage-Situationen und was bleibt gleich?
  • Aussagen über Schockzustand: Psychologische Grundlagen, Analyse verschiedener Fallvariationen, Vorgehen bei der Glaubhaftigkeitsüberprüfung.
  • Staatsanwaltschaft und Gericht: Transparenz bei der Bewertung von Zeugenaussagen. Wie kann der Entscheidungsprozess transparent gestaltet werden? Wie kann das Urteil verständlich vermittelt werden?
  • Polizei und Staatsanwaltschaft: Was muss erhoben werden, um die Glaubhaftigkeit von Aussagen beurteilen zu können? Konsequenzen für die Befragung.
  • Suggestion im Rahmen von Therapien.

Das theoretische und praxisbezogene Wissen wird anhand von Vorträgen, Fallanalysen und Filmmaterial vermittelt. Die Tagung richtet sich an Richter:innen, Staatsanwält:innen, Rechtsanwält:innen, Gerichtsschreiber:innen, sowie Mitarbeiter:innen der KESB und der Polizei.

Mittwoch, 6. November 2024, Kunsthaus Zürich

Programm
08.15 Begrüssungskaffee
08.45 Eröffnung der Tagung
Thomas Geiser
08.50 – 09.20 «Schockzustand» und «nein ist nein» – eine Einordnung der Gesetzgebungsarbeiten zum Sexualstrafrecht Michel Fels
09.20 – 10.15 «Nein ist nein»: Glaubhaftigkeitsanalyse bei Aussage gegen Aussage. Was ändert sich, was bleibt gleich? Theoretische Grundlagen und Implikation für die Befragung Revital Ludewig
10.15 – 10.45 Pause
10.45 – 11.45 Trauma und Aussage: Glaubhaftigkeitsanalyse bei «Schockzustand» (Fallanalyse mit Video)
Daphna Tavor
Revital Ludewig
11.45 – 12.30 «Ja» und «Nein» im selben Fall.
Auswirkungen auf die Analyse der Aussage
Rolf Jäger
12.30 – 13.30 Stehlunch
13.30 – 15.00 Richterliche Entscheidungsfindung in Aussage-gegen-Aussage-Situationen im Kontext der Sexualstrafrechtsrevision:
Herausforderungen, methodische Grundlagen, Lösungsansätze
(a) Im Spannungsfeld zwischen politischer/gesetzlicher Erwartung und Glaubhaftigkeitsanalyse Guido Marbet
(b) Klarheit und Empathie: Die Kunst der transparenten Vermittlung des Entscheidungsprozesses und Urteils in Aussage-gegen-Aussage-Situationen Thomas Geiser
15.00 – 15.20 Pause
15.20 – 16.20 Von Ritualen und psychischer Körperverletzung – ein Versuch der juristischen Annäherung an therapeutische Fehlbehandlungen Michel Fels
16.20 – 16.50 Podium mit Inputs für die Praxis Referierende
16.50 – 17.00 Zusammenfassung der Tagung Thomas Geiser
Revital Ludewig
17.00 Ende der Veranstaltung
Tagungsleitung
  • Thomas Geiser, Prof. em. Dr. iur. Dr. h.c.
    ehem. Professor für Privat und Handelsrecht an der Universität St.Gallen,
    ehem. nebenamtlicher Bundesrichter
  • Revital Ludewig, Dr. phil.
    Fachpsychologin für Rechtspsychologie FSP, Gutachterin, Kompetenzzentrum für Rechtspsychologie, IRP-HSG, Universität St.Gallen
Referierende
  • Michel André Fels, lic. iur.
    Fürsprecher, Generalstaatsanwalt des Kantons Bern
  • Rolf Jäger, Dr. iur.
    Sonderstaatsanwalt, Oberstaatsanwaltschaft, Zürich
  • Guido Marbet, lic. iur.
    Alt-Oberrichter (im Zivil-und Strafrecht) und ehem. Präsident KOKES
  • Daphna Tavor, M.A. Psych
    Fachpsychologin für Rechtspsychologie FSP, Gutachterin, Kompetenzzentrum für Rechtspsychologie, IRP-HSG, Universität St.Gallen
Kosten

Die Kosten betragen CHF 580.– und beinhalten neben den Tagungsunterlagen das Buch «Aussagepsychologie für die Rechtspraxis». Das Buch umfasst 21 praxisorientierte Beiträge von 25 Autorinnen und Autoren (aus den Bereichen Rechtspsychologie, Justiz bzw. Gericht, Staatsanwaltschaft und Anwaltschaft) und gibt Einblicke in Methoden der Aussageanalyse.